Stromtarifwechsel in Zeiten von Krise und Inflation

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Stromtarifwechsel in Zeiten von Krise und Inflation – wie Sie Ihre Energieversorgung jetzt optimal aufstellen

Mit der überall spürbaren Inflation nach dem kriminellen Überfall Russlands auf die Ukraine sind Stromtarife und mögliche Stromtarifwechsel der Versorger:innen aktueller denn je. Wir zeigen Ihnen Möglichkeiten auf, wie Sie trotz der Verknappung bei Öl und Gas Übergewinnen der Energieversorger zu Ihren Lasten entgegenwirken, und sich resilient aufstellen – kurzum: wie Sie pro Kilowattstunde bares Geld sparen können.

Die fossilen Energieträger haben auch in Zeiten der grünen Energiewende einen erheblichen Einfluss auf die Preisgestaltung der Energieversorger.

Statista weist für 2022 einen Anteil von rund 81 TWh (Terawattstunden) für Mineralöl und Erdgas aus, dies entspricht einem Anteil von – nur – 14 Prozent an der Bruttostromerzeugung in Deutschland. Im Vergleich mit 256 TWh, entsprechend 44 Prozent, aus erneuerbaren Energien erscheint dies gering. Dennoch ist seit dem 24. Februar 2022 wohl niemand von uns von Schreiben der Art „Ihre aktuelle Strompreiserhöhung“ verschont geblieben.

Auch bei erheblicher Treue zu Versorger:innen und Lieferant:innen stellt sich deshalb für uns die Frage, ob wir diese einfach mitgehen oder den liberalisierten Energiemarkt in unserem Sinne nutzen können.

 

Stromtarifwechsel – worauf achten?

Warum Messen und ein Stromanbieter Vergleich hilft. Praktisch jeder Stromanbieter bietet Sockeltarife. Eine Abnahme von X Kilowattstunden pro Jahr/Monat ist in einem festen Grundtarif enthalten, Verbrauch darüber hinaus wird extra berechnet und ist pro Kilowattstunde teurer als pro Kilowattstunde der vereinbarten Grundabnahme.

Die erste Maßnahme bei solchen Tarifen ergibt sich auf natürliche Weise – den aktuellen Stromverbrauch ermitteln. Jener ist auf jeder Jahresabrechnung einfach ersichtlich und kann über mehrere Abrechnungszeiträume hindurch gemittelt werden.

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Aber Vorsicht! Notorische Stromfresser – alte Kühlschränke, Kühltruhen und alte Durchlauferhitzer, aber in Zeiten des Homeoffice auch ineffiziente Computernetzteile und Laptop-Akkus – können in den Vorjahren den Energiebedarf signifikant nach oben gedrückt haben!

Ziel Ihrer Investition war aber ja gerade, den Energieverbrauch zu senken. Wenn Sie also mit durch Altgeräte erhöhten alten Durchschnittswerten rechnen, senken Sie den Beitrag Ihrer Investition zur Senkung zukünftiger Verbräuche. Sie verschenken dabei bei zu hohen Grundtarifen Geld an Ihre Versorger:in.

Zur Elektrodynamik der Bewegungen im Strommarkt

Aus physikalischer Sicht gilt:

Spannung (in Volt) x Stromstärke (in Ampere) = Leistung (in Watt)

An der nominellen Betriebsspannung der Geräte kann man nichts ändern, einzig am Stromfluss und an der Betriebsdauer. Somit ist (bei konstanter Spannung) die Stromstärke (in Ampere) mal Dauer (in Stunden) proportional zum Energieverbrauch (in Wattstunden).

Energieeffiziente Geräte gleicher Nennspannung „verbrauchen“ nicht weniger Spannung, sondern ziehen weniger Strom (Ampere), was in einer Reduktion der Leistung und damit des (Kilo-)Wattstundenverbrauchs resultiert.

Wenn Sie im vergangenen Jahr in energieeffiziente Technik investiert haben – einen neuen AAA+Kühlschrank gekauft, Durchlauferhitzer ersetzt oder auch nur einen PC mit effizienterer Grafikkarte oder Netzteil gekauft haben – messen Sie, statt nur den bisherigen Verbrauch extrapolieren!

Stromzähler, die den Stromverbrauch nah am Endgerät ermitteln, sind kostengünstig von ihrem Energieversorger zu mieten und auch im Fachhandel für wirtschaftlich sinnvolle Preise erhältlich.

 

Die Rahmenbedingungen beim Stromwechsel – worauf muss man achten?

Die sogenannte Grundversorgung ist immer noch das Standardmodell der Energietarife in Deutschland. Man zahlt für den Strom, den man bezieht, pro Kilowattstunde, ungeachtet jeder Marktbewegung und jedes Wettbewerbs. In Berlin ist die schwedische Vattenfall Deutschland GmbH Grundversorger und dominiert damit den Markt.

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Für Verbraucher:innen muss jenes Tarifmodell nicht per se schlecht sein. Grundversorgungstarife könne nicht von heute auf morgen an Marktgegebenheiten angepasst werden, Tarifanpassungen unterliegen gesetzlichen Auflagen, die Kalkulierbarkeit bleibt über lange Zeiträume erhalten.

Andererseits neigen private Energieversorger dazu, einmal eingepreiste Einkaufskosten nicht mehr entsprechend sinkender Marktpreise weiterzugeben. Darauf, das Abflauen der Marktpanik ob des Krieges in der Ukraine in seinen Endkundenpreisen abgebildet zu sehen, werden Nutzer:innen der Grundversorgung also voraussichtlich lange – und unter hohen privaten Kosten – warten müssen.

 

Stromanbieterwechsel in Zeiten spürbarer Inflation

Ab 1. Januar 2023 sind 80 Prozent des bisherigen Verbrauchs auf 40 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt.
Für Haushalte mit niedrigem Einkommen und anzunehmend niedrigem Einkommen ist jene Strompreisbremse ein Notanker des Staates, um Energie in Deutschland für jene weiterhin bezahlbar zu halten.

Allerdings ist jene Strompreisbremse für Anbieter auch eine Verlockung, den Preis ohne Rücksicht auf im Laufe der Zeit sinkende Einkaufspreise auszureizen und in den übrigen 20 Prozent deutlich zu überschreiten.

Deshalb sind Tarife mit kurzfristiger Anpassungsmöglichkeit ein Spiel von Chance und Risiko.

Stromwechsel jederzeit?

Grundlegend kann man jederzeit einen Stromtarifwechsel vollziehen, nur stellt sich die Frage, ob und wann die wirtschaftlich mittelfristig sinnvoll ist.
Stromtarife, die an den aktuellen Marktpreis abhängig gekoppelt sind, bieten naturgemäß sowohl Chancen als auch Risiken. Sollte sich die Situation am deutschen/europäischen Energiemarkt verschärfen, schlügen mindesten die 20 Prozent Selbstbehalt nach Strompreisdeckelung für Endverbraucher:innen voll durch.

 

Sollte man in die Grundversorgung wechseln?

Die Grundversorgung gilt mit einigem Recht als teuer und wenig marktorientiert. Andererseits bietet sie unter inflationären Rahmenbedingungen zumindest eine mittelfristige Planungssicherheit.

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Allgemeingültige Ratschläge zu Strompreisen, Anbieterwechsel und Kostendämpfung verbieten sich. Es kommt auf die individuelle Betrachtung und Kostenrechnung, auf Projektion und Risikobereitschaft an. Auf jeden Fall empfiehlt es sich, den eigenen Kostenapparat ergebnisoffen zu analysieren und nach – ebenfalls individueller – Chancen/Risikoabschätzung eine individuelle Entscheidung zu treffen.

 

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Mariana Schwedt
Mariana Schwedt
Auf „Aktuelles Wissen“ hat Mariana Schwedt ein Zuhause gefunden, das ihren Werten und ihrer Leidenschaft für das Teilen von Wissen entspricht. Hier erforscht sie eine breite Palette von Themen, von den neuesten wissenschaftlichen Durchbrüchen bis hin zu gesellschaftlichen Entwicklungen und kulturellen Phänomenen. Dabei zeichnet sich ihre Arbeit durch eine klare, journalistische Handschrift aus, die auf Fakten und Recherche basiert.