Der Tagesablauf fühlt sich an wie ein Dauerlauf: Meetings, Smartphone, Online-Reize – und kaum noch Momente, in denen das Gehirn durchatmen kann. Doch eine überraschende Emotion kommt ins Spiel: Staunen. Forscher haben herausgefunden, dass genau dieser Moment, in dem wir über etwas wirklich Unerwartetes staunen, unser neuronales System beruhigen kann. In einer Welt, die uns permanent auf Spannung hält, könnte genau ein solcher Augenblick helfen, das eingetrübte Nervenkostüm neu zu ordnen.
Das Gehirn aus dem Hamsterrad holen
Unser Gehirn ist nicht für Dauerstress gemacht. Immer wieder aktiviert sich das sogenannte Default-Mode-Network (DMN), eine Gehirn-Netzwerkkonstellation, die mit Grübeln, Selbstfokus und erhöhtem Stress in Verbindung steht. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Erlebnisse des Staunens die Aktivität dieses Netzwerks senken können und damit eine körperliche Erholung ermöglichen. In solchen Momenten fühlen wir uns weniger im Mittelpunkt und mehr eingebettet- so lassen sich Gedanken an Mails, Deadlines oder ständige Erreichbarkeit kurz „ausknipsen“. Menschen, die regelmäßig „Staunen‐Momente“ erleben, berichten von weniger Stress und einer besseren Stimmungslage. Ein konkretes Beispiel könnte eine Veranstaltung sein: Eine verblüffende Zaubershow in Dortmund kann genau solch ein Staunen auslösen und damit ein Signal setzen an Körper und Geist: «Jetzt Pause».
Wie Staunen die körperliche Gesundheit stärkt
Forscherinnen und Forscher verschiedener Universitäten haben in den vergangenen Jahren untersucht, wie Staunen Körper und Geist beeinflusst. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Erleben von Staunen messbare Veränderungen im autonomen Nervensystem auslösen kann. So wird der Vagusnerv, der eine zentrale Rolle bei der Regulation von Herzschlag und Atmung spielt, stärker aktiviert. Gleichzeitig sinkt die Aktivität des Sympathikus, jener Teil des Nervensystems, der in Stresssituationen für Alarmbereitschaft sorgt. Diese Balance gilt als förderlich für Entspannung und Regeneration.
Staunen als Anti-Reizstrategie in der digitalen Welt
Täglich prasseln tausende Eindrücke auf uns ein. E-Mails, Benachrichtigungen, Werbeclips, soziale Medien – jedes Signal fordert Aufmerksamkeit, jede Nachricht verlangt eine Reaktion. Das menschliche Gehirn ist für diese Dauerbeschallung nicht gebaut. Neurowissenschaftler sprechen inzwischen von einer „digitalen Übererregung“, bei der das Nervensystem dauerhaft im Alarmmodus bleibt. Konzentration fällt schwerer, der Schlaf leidet, und viele Menschen berichten von einer diffusen inneren Unruhe, die sie kaum noch abstellen können. Genau hier kommt Staunen ins Spiel – als natürliche Gegenbewegung.
Bewusste Pausen schaffen
Während ständige Reize das Gehirn in eine Art Dauer-Scan versetzen, zwingt Staunen uns dazu, kurz innezuhalten. Wer staunt, reagiert nicht, sondern erlebt. Der Blick weitet sich, die Gedanken werden stiller, der Puls sinkt. In diesen Momenten schaltet das Gehirn von der analytischen in die aufmerksame Wahrnehmung. Das bedeutet: Wir konsumieren nicht länger, wir erfahren.
Wer diese Wirkung bewusst nutzen will, kann sie trainieren. Ganz praktisch beginnt es mit simplen Mikro-Ritualen. Nehmen Sie sich morgens zehn Minuten, um die Umgebung ohne Zweck zu betrachten. Beobachten Sie, wie das Licht sich verändert, wie Geräusche im Raum klingen. Das klingt banal, doch die Forschung zeigt, dass genau solche kurzen Phasen der bewussten Wahrnehmung Stresshormone senken können.
Im Alltag lässt sich Staunen auch gezielt provozieren: durch Kunst, Musik, Natur oder ein Erlebnis, das den gewohnten Rahmen verlässt. Manche Menschen erleben diesen Effekt bei einem Konzert, andere beim Anblick eines Gewitters oder beim Besuch eines Wissenschaftsmuseums. Entscheidend ist, dass das Gehirn für einen Moment in den Zustand des Nicht-Begreifens gerät – und genau das entlastet es.
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- Auf „Aktuelles Wissen“ hat Mariana Schwedt ein Zuhause gefunden, das ihren Werten und ihrer Leidenschaft für das Teilen von Wissen entspricht. Hier erforscht sie eine breite Palette von Themen, von den neuesten wissenschaftlichen Durchbrüchen bis hin zu gesellschaftlichen Entwicklungen und kulturellen Phänomenen. Dabei zeichnet sich ihre Arbeit durch eine klare, journalistische Handschrift aus, die auf Fakten und Recherche basiert.
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