Top 5 Fehler bei der Beantragung von Flugentschädigung – und wie man sie vermeidet

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Die EU-Verordnung Nr. 261/2004 sichert Fluggästen in der Europäischen Union klare Rechte bei Verspätungen, Annullierungen und Nichtbeförderung. Dennoch bleiben viele berechtigte Entschädigungsansprüche unbeachtet oder werden abgelehnt – oft aufgrund vermeidbarer Fehler seitens der Passagiere.

Gerade in stressigen Reisesituationen lohnt es sich, vorbereitet zu sein. Wer häufig fliegt – ob privat oder beruflich – sollte die häufigsten Stolperfallen kennen und wissen, wie man sie umgehen kann.

1. Fehlende oder unvollständige Dokumentation

Ein häufiger Grund für abgelehnte Entschädigungsanträge ist das Fehlen grundlegender Nachweise. Um einen Anspruch geltend machen zu können, sind folgende Unterlagen wichtig:

  • Buchungsbestätigung
  • Bordkarte
  • Schriftliche Kommunikation mit der Fluggesellschaft (z. B. E-Mails, SMS)
  • Belege für Ausgaben während der Wartezeit (z. B. Verpflegung, Übernachtung)

Viele Reisende entsorgen ihre Bordkarte unmittelbar nach dem Flug oder verlassen sich auf mobile Tickets, die später nicht mehr zugänglich sind. Wer seine Reise sauber dokumentiert, hat im Zweifel die besseren Karten.

2. Fehlannahmen über „außergewöhnliche Umstände“

Ein weit verbreiteter Irrtum ist die Annahme, dass jegliches Unwetter, Streik oder technisches Problem automatisch die Entschädigungspflicht der Airline ausschließt. Das ist so nicht korrekt.

Zwar gelten etwa starke Unwetter oder Sicherheitsrisiken als „außergewöhnliche Umstände“, unter denen Fluggesellschaften nicht haften müssen. Doch muss das Unternehmen dies im Zweifel nachvollziehbar nachweisen – und nicht jede technische Störung oder jeder Personalausfall fällt in diese Kategorie.

Zudem hat der Europäische Gerichtshof klargestellt, dass Airlines auch bei außergewöhnlichen Umständen verpflichtet sind, alle zumutbaren Maßnahmen zu treffen, um Verspätungen oder Annullierungen zu vermeiden.

3. Zu frühes Aufgeben nach Ablehnung

Viele Fluggäste akzeptieren die erste Ablehnung ihres Antrags als endgültige Entscheidung. In der Praxis lehnen einige Airlines Entschädigungsforderungen pauschal oder automatisiert ab – nicht selten in der Hoffnung, dass Reisende keinen weiteren Aufwand betreiben.

Gerade hier ist rechtliche Beharrlichkeit gefragt. Wer sachlich und mit vollständiger Dokumentation erneut vorstellig wird oder sich juristisch beraten lässt, kann seine Chancen erheblich verbessern.

4. Unkenntnis über Fristen und nationale Unterschiede

Ein weiterer häufiger Fehler ist die Fehleinschätzung der Verjährungsfristen, die je nach Land unterschiedlich ausfallen. In Deutschland beträgt die Frist zur Geltendmachung von Ansprüchen drei Jahre, gerechnet ab dem Ende des Kalenderjahres, in dem der Flug stattfand.

In anderen europäischen Ländern gelten zum Teil längere Fristen – in Litauen beispielsweise bis zu sechs Jahre. Wer innerhalb Europas reist, sollte daher den jeweiligen Rechtsrahmen kennen oder sich darüber informieren.

5. Den Aufwand unterschätzen

Auch wenn das Einreichen eines Antrags zunächst unkompliziert wirkt, kann der Vorgang – insbesondere bei komplexeren Flugverbindungen – zeitaufwendig und technisch anspruchsvoll werden.

Besonders bei:

  • Mehreren Zwischenstopps
  • Flügen mit unterschiedlichen Airlines
  • Pauschalreisen mit kombinierter Buchung

kann es schwierig sein, den genauen Verantwortlichen zu identifizieren. Zudem sind die Anspruchsbedingungen nicht immer eindeutig formuliert, was Unsicherheit schafft und zu Verzögerungen führt.

Wer nicht regelmäßig mit rechtlichen Fragestellungen konfrontiert ist, sollte realistisch einschätzen, ob eine eigenständige Bearbeitung möglich ist – oder ob professionelle Unterstützung sinnvoll sein könnte.

Fazit

Die Beantragung einer Flugentschädigung erfordert mehr als nur eine verspätete Ankunft: Es geht um rechtliche Grundlagen, Fristen, Belege und Durchsetzungsfähigkeit. Die Top 5 Fehler zeigen, dass viele legitime Forderungen an vermeidbaren Details scheitern – angefangen bei der Dokumentation bis hin zur voreiligen Aufgabe nach einer Ablehnung.

Wer seine Rechte kennt, Fristen beachtet und sorgfältig dokumentiert, erhöht die Chance auf eine erfolgreiche Entschädigung deutlich. Gleichzeitig sollte man kritisch prüfen, ob der Aufwand in Relation zum potenziellen Nutzen steht – und in komplexeren Fällen nicht davor zurückschrecken, erfahrene Hilfe in Anspruch zu nehmen.


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Mariana Schwedt
Mariana Schwedt
Auf „Aktuelles Wissen“ hat Mariana Schwedt ein Zuhause gefunden, das ihren Werten und ihrer Leidenschaft für das Teilen von Wissen entspricht. Hier erforscht sie eine breite Palette von Themen, von den neuesten wissenschaftlichen Durchbrüchen bis hin zu gesellschaftlichen Entwicklungen und kulturellen Phänomenen. Dabei zeichnet sich ihre Arbeit durch eine klare, journalistische Handschrift aus, die auf Fakten und Recherche basiert.
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