
Wer an eine Hochzeit denkt, hat sofort das Bild einer Braut in einem strahlend weißen Kleid vor Augen. Dies scheint eine so selbstverständliche Tradition zu sein, dass kaum jemand ihre Herkunft hinterfragt. Doch viele der Bräuche, die wir heute mit Hochzeiten verbinden, sind jünger, als man denkt. Sie sind tief in der Geschichte verwurzelt und haben sich im Laufe der Zeit stark gewandelt. Dieser Artikel beleuchtet die faszinierenden Ursprünge einiger der bekanntesten Hochzeitstraditionen – vom weißen Brautkleid über den Schleier bis hin zum berühmten Glücksreim.
Das weiße Brautkleid: Ein Symbol des Luxus vor der Romantik
Entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass das weiße Brautkleid schon immer ein Symbol für Unschuld und Reinheit war, ist seine Geschichte überraschend modern. Über Jahrhunderte hinweg war es in Europa üblich, dass die Braut an ihrem Hochzeitstag ihr bestes Kleid trug – oft ein dunkles, praktisches Gewand, das auch nach dem Fest noch getragen werden konnte. Weiße Stoffe waren teuer, schwer zu reinigen und galten daher als unpraktischer Luxus.
Dies änderte sich schlagartig im Jahr 1840, als die britische Königin Victoria ihren Cousin Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha heiratete. Sie brach mit der königlichen Tradition, ein rotes Gewand zu tragen, und wählte stattdessen ein bodenlanges Kleid aus weißem Satin und zarter Spitze. Das Ereignis wurde von den Medien ausführlich dokumentiert, und Victorias Wahl setzte ein mächtiges modisches Statement. Das weiße Brautkleid, das nun als Symbol für Romantik und Unschuld galt, wurde zum neuen Standard. Dennoch dauerte es noch mehrere Jahrzehnte, bis der Trend auch in der bürgerlichen Gesellschaft Fuß fasste und nach dem Zweiten Weltkrieg dank wohlhabenderer Zeiten und günstigerer Produktion zu einem weit verbreiteten Klassiker wurde.
Der Brautschleier: Ein Schutzschild für die Braut
Die Tradition, einen Schleier zu tragen, ist deutlich älter als die des weißen Kleides und reicht bis ins 4. Jahrhundert zurück. Ursprünglich sollte der Schleier nicht nur Reinheit und Keuschheit symbolisieren, sondern die Braut auch vor Unglück und bösen Geistern schützen. Er galt als eine Art Schutzschild, das verhindern sollte, dass Dämonen in den Ehestand der Braut eindrangen.
In vielen Kulturen war das Anlegen des Schleiers eine rituelle Handlung, die meist vom Vater der Braut vorgenommen wurde. Nach der Trauung wurde er dann oft zerrissen und die Stofffetzen sollten den Gästen Glück bringen. Diese ursprünglichen Bedeutungen sind heute weitgehend in den Hintergrund getreten. Der Brautschleier ist heute ein beliebtes Accessoire, das das Brautkleid stilvoll ergänzt und der Braut das Gefühl gibt, an ihrem besonderen Tag in vollem Glanz zu erstrahlen.
Der berühmte Reim: „Something old, something new…“
Jede Braut kennt den berühmten englischen Reim: „Something old, something new, something borrowed, something blue“. Die vollständige Version lautet sogar: „Something old, something new, something borrowed, something blue, and a sixpence in your shoe“. Dieser Brauch stammt aus dem viktorianischen England des späten 19. Jahrhunderts und sollte der Braut Glück für ihre Ehe bringen.
Hochzeitsbräuche im Wandel der Zeit
Die scheinbar selbstverständlichen Traditionen rund um die Hochzeit sind ein faszinierendes Spiegelbild unserer Kultur und Geschichte. Sie zeigen, wie sich Bedeutungen im Laufe der Zeit verschieben – von praktischen Überlegungen zu symbolischen Gesten, von historischen Aberglauben zu liebevollen Bräuchen. Heute geht es bei diesen Traditionen weniger um starre Regeln, sondern vielmehr darum, dem eigenen Stil Ausdruck zu verleihen und die Liebe auf eine Weise zu feiern, die persönlich und bedeutungsvoll ist.
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- Auf „Aktuelles Wissen“ hat Mariana Schwedt ein Zuhause gefunden, das ihren Werten und ihrer Leidenschaft für das Teilen von Wissen entspricht. Hier erforscht sie eine breite Palette von Themen, von den neuesten wissenschaftlichen Durchbrüchen bis hin zu gesellschaftlichen Entwicklungen und kulturellen Phänomenen. Dabei zeichnet sich ihre Arbeit durch eine klare, journalistische Handschrift aus, die auf Fakten und Recherche basiert.
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