Ein Kaffeegewächs mit zahlreichen Wirkungen

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Unter Kratom verstehen wir die Blätter der südostasiatischen Mitragyna speciosa. In ihnen sind mindestens sechs psychoaktive Substanzen und Dutzende Alkaloide enthalten. Die stimulierenden Eigenschaften scheinen ein Grund für die Linderung bestimmter Krankheitssymptome zu sein.

Ein Kaffeegewächs mit zahlreichen Wirkungen

Allgemeine Informationen über Kratom

Die Mitragyna speciosa zählt zu den Kaffeegewächsen. Von einem europäischen Forscher wurde sie erstmals im 19. Jahrhundert wissenschaftlich untersucht, nämlich vom Botaniker Pieter Willem Korthals. Charakteristisch sind die eiförmig-spitzen Blätter.

Die Wirkstoffe der Mitragyna speciosa sind in Europa und Nordamerika seit einigen Jahrzehnten bekannt. In Teilen Südostasiens kennt man die Bedeutung der Blätter hingegen schon seit Jahrhunderten. Daher gibt es in dieser Region auch so viele Namen für die Pflanze – Benisa, Maambog, Ketum, Giam und Ithang sind nur einige davon.

In Thailand wurde die Mitragyna speciosa 1943 erstmals eingeschränkt und 1979 schließlich verboten. Erst 2021 wurde sie wieder zum Verkauf und 2022 zum Anbau freigegeben.

Wie viele Menschen nehmen Kratom ein?

Im Westen interessieren sich immer mehr Menschen für die Heilpflanze, weshalb die Verkaufs- und Konsumzahlen in Europa und Nordamerika stetig ansteigen. Fast 10% der US-Amerikaner nehmen die Substanz mindestens einmal im Jahr ein. Schon viel länger ist das Gewächs jedoch in Südostasien bekannt.

Auf welchem Weg erfolgt die Zunahme des pflanzlichen Produkts?

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Substanz auf oralem Wege einzunehmen.

  • Tees: Einen Kratomtee können Sie wie jeden anderen Tee zubereiten, nämlich mithilfe getrockneter Kratomblätter, die in kochendes Wasser gelegt werden. Traditionell ist dies die sicherste Variante, die Wirkstoffe der Pflanze zu genießen. Die Gefahr von Nebenwirkungen aufgrund einer Überdosis ist durch die Einnahme eines Kratomtees sehr gering. Pro Kilogramm Körpergewicht werden dabei nur wenige Milligramm Mitragyn eingenommen.
  • Kauen: Eine weniger sichere, aber sehr beliebte Methode der Einnahme. Achten Sie stets darauf, nur kleine Mengen auf einmal in den Mund zu nehmen. Viele thailändische Konsumenten der Mitragyna speciosa glauben, das Kauen der Blätter fördere Leistungsfähigkeit, Ausdauer und Widerstandsfähigkeit.
  • Rauchen: Das Rauchen getrockneter Blätter in einer Pfeife oder mittels Zigarette zählt wieder zu den weniger gefährlichen Einnahmemöglichkeiten. Zumindest ist in diesem Fall die Gefahr, an einer Überdosis der vorhandenen Stoffe zu erkranken, geringer.
  • Kapseln: Die Einnahme von ein bis zwei Kapseln am Tag dürfte keine größeren gesundheitlichen Probleme nach sich ziehen. Allerdings variieren die Wirkstoffe je nach Hersteller teils extrem. Manche Kapseln bestehen aus bis zu 50% Mitragynin, während Kratompulver nur um die 2% Mitragynin enthält.
  • Extrakte: Geben Sie einige Tropfen flüssigen Kratoms in Ihren Saft oder in das Wasser hinein, um die Wirkung in vollem Umfang zu genießen. Die Substanz enthält keinerlei Koffein, Ihren Kaffee müssen Sie also trotzdem weiterhin trinken. Doch viele Getränke, in denen die Blätter der Mitragyna speciosa enthalten sind, sind gleichzeitig auch koffeinhaltig.
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Traditionell gab es für einfache Menschen wie Bauern oder Fischer jeden Grund, nach einem harten Arbeitstag die getrockneten Blätter der Mitragyna speciosa zu sich zu nehmen. Für sie diente der Konsum als Freizeitbeschäftigung. Andere hingegen nahmen Kratom vor dem Beginn ihrer Arbeit ein, da sie davon ausgingen, die Wirkstoffe steigerten ihre Leistungsfähigkeit.

Ein Gewächs mit vielen Wirkungen

Die Wirkstoffe der Pflanze wirken sich nach der Einnahme positiv auf die Psyche aus. Daher wird sie häufig als Schmerzmittel verwendet, da sie opiatähnliche Wirkungen hervorruft. Wer von Opiaten abhängig ist, kann mit der Einnahme von Kratom versuchen, seine Sucht zu bekämpfen. Manchmal wird es sogar als Ersatz zu den gängigen Opiaten empfohlen.

Seit langem wird die Heilpflanze eingesetzt, um Fieber, Schlaflosigkeit, Durchfall, Kopf- und Zahnschmerzen und sogar Typhus zu heilen oder zumindest die Symptome zu lindern. Die Wirkstoffe scheinen auch den Bluthochdruck zu senken und wirken scheinbar schmerzlindernd. Tatsächlich nehmen in unserem Kulturkreis die meisten Menschen die Blätter nur deshalb ein, weil sie die beschriebenen Beschwerden verspüren.

Kratom bindet an verschiedene Rezeptoren und kann als Opioid-Agnosten-Vorstufe dienen. Es ist denkbar, dass wir die Blätter der Mitragyna speciosa in Zukunft häufiger in Arzneimitteln vorfinden werden.

Gelten die Nebenwirkungen des Pflanzeninhalts als erwiesen?

Auf die Nebenwirkungen und Gefahren wird seitens öffentlicher und privater Forschungseinrichtungen ständig hingewiesen. Tatsächlich liegt der Risikofaktor im Vergleich zu anderen Pflanzen etwa im Mittelbereich: Es ist keine komplett harmlose noch eine außergewöhnlich gefährliche Pflanze.

Dass bisher noch nicht ausreichend genügend Forschungsergebnisse bezüglich der Gefahren und Vorteile der Mitragyna speciosa-Blätter vorhanden sind, können wir ebenfalls als Risiko werten. Damit ein Mittel als sicher eingestuft werden kann, bedarf es mehr Forschungsarbeit. Immerhin ist in den letzten Jahren die Anzahl der Studien angestiegen, in denen das Begriffspaar „Mitragyna speciosa“ enthalten ist.

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Wirkstoffe und Nebenwirkungen lassen sich in den entsprechenden Studien auch deshalb nicht klar belegen, weil die Probanden oftmals noch andere Medikamente einnehmen, die zur Verbesserung ihrer Gesundheit beitragen. Es ist schwer nachweisbar, ob eine Person an oder mit den Alkaloiden in der Substanz verstorben ist, wenn diese sich im Blut des toten Menschen finden lassen.

Bei einer längerfristig hohen Zunahme besteht die Gefahr der Abhängigkeit. Dann wirkt das „Medikament“ manchmal kontraproduktiv und es tauchen Beschwerden wie Müdigkeit oder Antriebslosigkeit auf.

Die WHO stuft den Konsum der Pflanzenblätter als unbedenklich ein und sieht keinen Grund, die Substanz stärker zu überwachen. Dagegen wird Kratom von der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA schon seit längerem kritisch beäugt.

Fazit

Dass die Blätter der Mitragyna speciosa eine gewisse Wirkung auf die Psyche haben, ist unumstritten. Dabei behauptet auch keiner, es handle sich um ein Allheilmittel. Zumindest ist es ein spannendes Produkt, da eine derartige Mischung aus psychoaktiven Substanzen sonst nirgends enthalten ist. Probieren doch auch Sie einmal einen Kratomtee aus!

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Mariana Schwedt
Mariana Schwedt
Auf „Aktuelles Wissen“ hat Mariana Schwedt ein Zuhause gefunden, das ihren Werten und ihrer Leidenschaft für das Teilen von Wissen entspricht. Hier erforscht sie eine breite Palette von Themen, von den neuesten wissenschaftlichen Durchbrüchen bis hin zu gesellschaftlichen Entwicklungen und kulturellen Phänomenen. Dabei zeichnet sich ihre Arbeit durch eine klare, journalistische Handschrift aus, die auf Fakten und Recherche basiert.